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Zurück zur Ziege

genehmigt am 10.03.2021
Projektträger: Stefan Knöpfer

Einleitung
Die Ziege zählt zu den ältesten Nutztieren des Menschen. Ziegen weiden anders als Schafe, sie selektieren mehr und vermeiden das Abweiden bis zum Grund. Nur im Notfall fressen sie auch den untersten Pflanzenteil. Sie tun dies, um Parasiten zu vermeiden und weil sie von Natur aus eher krautige Pflanzen, Äste und Laub bevorzugen. In vielen Ländern werden Ziegen zur Bekämpfung von invasiven Pflanzenarten, zur Landschaftspflege oder sogar zur Beseitigung giftiger Pflanzenarten verwendet. Nach einer Ziegenbeweidung kann problemlos anderes Vieh aufgetrieben werden. Ziegen verbreiten keine Sämereien durch ihren Kot. Zahlreiche Publikationen berichten von erfolgreichen Maßnahmen.

Auch in Österreich kommen Weidetiere zur Landschaftspflege zum Einsatz. Beispiele hierfür:

- Ziegenbeweidung am Hundsheimer Berg, NÖ

- Pferde, Schafsbeweidung im Nationalpark Neusiedlersee Seewinkel,  Bgld

- Schafsbeweidung auf der Donauinsel, W

- Schafsbeweidung der Dämme entlang der Donau rund um Hainburg, NÖ

- Konikpferde im Reservat Marchauen, NÖ

- Schafsbeweidung entlang der Thermenlinie, NÖ

Ausgangslage

Im Ostösterreichischen Raum ist die Beweidung mit Ziegen beinahe ausgestorben. Das Kulturgut scheint in Vergessenheit zu geraten. Eine aktive Behirtung im Gehüt (Hirte und Hund) wird kaum noch praktiziert. Viele Flächen können durch die konventionelle Landwirtschaft nicht mehr bewirtschaftet werden, da die Maschinen zu groß, die Flächen zu steil, verbuscht oder zu uneben sind. Diese ursprüngliche Kulturlandschaft droht zu verschwinden. Trockenrasen verbuschen. Die Stadtgemeinde Ternitz setzt auf eine zukunftsorientierte und nachhaltige Gemeindeentwicklung. So wurde sowohl die kulturelle Vielfalt gefördert als auch ein breit gefächertes Angebot geschaffen, welches nicht nur den Ternitzern, sondern auch BewohnerInnen umliegender Gemeinden und Gästen offen steht. Im Naturpark Sierningtal Flatzerwand sind Flächen vorhanden, die an ein derzeit laufendes Projekt anschließen. Ziel des Projekts ist die Revitalisierung der „Schlangenteiche“ inklusive der Errichtung eines Naturlehrpfades. Neophyten wachsen entlang der Sierning und angrenzend an die Projektfläche. Laut Information der Schutzgebietsverwaltung NÖ SÜD befinden sich im Raum Ternitz, außerhalb des Naturparks etliche naturschutzrelevante Flächen, wo Verbuschungen die dort existierenden Magerrasengesellschaften bedrohen.

Vorhaben/Aktivitäten


Im Zuge der geplanten Renaturierungs-Maßnahme rund um die Schloßteiche Stixenstein im Naturpark Sierningtal – Flatzerwand, sollen unsere Ziegen zum Einsatz kommen. Die dort existente Verbuschung soll mit den Tieren eingedämmt und der Neophytenbewuchs durch das drüsige Springkraut Impatiens glandulifera und des Staudenknöterichs Fallopia japonica bekämpft werden.
Ist dieser Einsatz durchgeführt, sollen die Ziegen mittels Wanderbehirtung innerhalb der LEADER-Region NÖ-Süd auf verschiedene Brachflächen auch auf naturschutzrelevanten Flächen außerhalb des Naturparks eingesetzt werden. Diese werden von der Naturschutzabteilung und der Schutzgebietsverwaltung der ENU festgelegt. Über diese Instanzen werden auch unsere Ziegen zur Beweidung angefragt.
 
Diese Flächen sollen zu Biodiversität-HotSpots umgewandelt werden. Ein Einsähen gefährdeter Blühpflanzenarten und ein eliminieren der dort ansässigen Neophyten (Essigbaum) ist geplant. Ziel ist die Steigerung der Insekten- und Pflanzenvielfalt sowie die Wiederherstellung essentieller Habitat Strukturen wie beispielsweise Trockenrasens. Die Beweidung auf den einzelnen Flächen soll eine Zeitspanne von 2 Wochen am Stück nicht überschreiten. 


Als zusätzlicher Mehrwert ist der Bildungsauftrag zu sehen, der durch Kontakt mit der Bevölkerung umgesetzt werden soll. Führungen zu der Wanderziegenherde und „Ziegenwanderungen“ werden angestrebt, so soll das Kulturgut der Wanderbehirtung erhalten werden.

Um diese Schritte zu realisieren muss Equipment angeschafft werden, das möglichste Ausbruchssicherheit (Ziegen gelten als wahre Ausbruchskünstler), Tierschutz (keine Netze, wetterfester Unterstand, Transport falls nötig) sowie Wolfssicherheit gewährleistet.

Bezug zur Entwicklungsstrategie

Aktionsfeld 2, Output 6: Die Natürliche Ressourcen und das kulturelle Erbe der Region sind gefestigt oder nachhaltig weiterentwickelt