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Handwerk zur Erhaltung der Baukultur

genehmigt am 07.12.2023
Projektträger: Weltkulturerbe-Region Semmering-Rax

Angaben zum Projekt Einleitung:

Die beiden Weltkulturerbe Regionen Semmering-Rax (NÖ) und Semmering-Schneealpe (Stmk.) zeichnen sich besonders durch Ihre hochwertige, oft auch denkmalgeschützte Baukultur aus. Das Know-how und die Fortführung des „traditionellen Handwerkes“ sind für die Erhaltung dieser wertvollen Baukultur für die gesamte länderübergreifende Region von strategischer Bedeutung.

Der Aufbau und die Vernetzung, die Förderung der Weiterentwicklung zu neuen innovativen Fertigungstechniken, sowie die Lokalisierung von Gewerbe- und Handwerkerhöfen zur Förderung des tradierten Handwerks in der Region, erschließen zudem neues Potenzial einer regionalen Wertschöpfung. Regionale Produktion und überregionale Vernetzung aussterbender Handwerkstechniken fördern Innovation und unterstützen maßgeblich den Erhalt und die Vermittlung des immateriellen Kulturerbes Handwerk und schaffen Bewusstsein für deren Wert.


Eingebettet in

dem übergeordneten Welterbe-Managementplan (2010), dem kleinregionalen Strategieplan 2021-2025,

dem Impulspapier beider Welterbe Regionen (2018), LES 23-27 LEADER-Region NÖ-Süd (2022)


und der damit verbundenen Möglichkeit eines Strukturwandels der Region werden die Potentiale und vorhandenen Ressourcen vor Ort - Gebäudebestand, Potenzialflächen, Handwerk, Demographie - erhoben analysiert und entwickelt. Unter Einbeziehung eines


Expert:innenpools (Administration, Institutionen, Denkmalschutz, Handwerk, Ökonomie, etc.) werden mögliche Szenarien und Potenziale ausgearbeitet und abgestimmt. Im Anschluss werden unter ergänzender Beteiligung eines Partnernetzwerkes die Rahmenbedingungen festgelegt, die als Grundlage für Projektumsetzungen dienen sollen.


Allgemeine Ausgangslage:

Das österreichische Raumentwicklungskonzept ÖREK2030 ‚Raum für Wandel‘ 1 beschreibt bei den räumlichen Zielen die Notwendigkeit, regionale Wertschöpfungsketten und Kreislaufwirtschaft zu stärken und somit die regionale Resilienz zu stärken.

Eine Studie2 zum Thema der Erschließung der Wertschöpfungsketten durch Handwerk in der Region belegt, dass das Handwerk immaterielles Kulturerbe und Wirtschaftsfaktor ist. Das Weltkulturerbe fördert „traditionelles Handwerk“, welches unter anderem nachhaltige wirtschaftliche, soziale und kulturelle Funktionen erfüllt. Mögliche strukturelle Maßnahmen und Flächenverfügbarkeiten zur Standortsicherung und Standortentwicklung werden im Prozessablauf evaluiert.

Der 4. Baukulturreport 20213 im Auftrag des BMKOES formuliert u.a. Ziele, wie die Steigerung der gesellschaftlichen Bedeutung von Baukultur und baukulturellem Erbe, Stärkung von Stadt- und Ortskernen sowie die Vernetzung und Wissensvermittlung im Bereich Handwerk zur Erhaltung der Baukultur. Jede der vier Säulen des Ökosystems Baukultur, die Bauproduktion, die Baukulturpolitik- und Verwaltung, die Baukulturrezipient:innen und die Baukulturvermittlung benötigen die gleiche Aufmerksamkeit und eines Austausches auf Augenhöhe – unterstützt durch die Förderlandschaft.


Regionale Ausgangslage Weltkulturerbe Region Semmering-Rax (NÖ):

Die geschichtsträchtige Region verfügt über einen großen Bestand an erhaltenswerter Baukultur aus der Jahrhundertwende. Für den Erhalt der Gebäude benötigt es spezielles Know- how und dafür ausgebildete Fachkräfte, die nur noch selten zu finden sind. Es droht der Verlust tradierten Wissens in Bezug auf Handwerkstechniken.

Nach vielen Jahren der Abwanderung von Einwohner:innen, verzeichnen die Gemeinden der Region nun wieder etwas mehr Zuwanderung, diese bezieht sich jedoch vorwiegend auf Zweitwohnsitze. Wichtig für die Gemeinden wäre jedoch ein Zuwachs durch Einwohner:innen mit Hauptwohnsitzen.

In den Ortskernen stehen viele Geschäfte leer – die Belebung und Steigerung der Attraktivität der Ortskerne, sowie ein gutes Leerstandsmanagement sind aktuelle Themen der Gemeinden.


Regionale Ausgangslage Weltkulturerbe-Region Semmering-Schneealpe (Stmk):

Ziel der Region lt. Entwicklungsleitbild Welterbe-Region Semmering-Schneealpe (2018)4 ist es, den Bestand erhaltenswerter Bauten und Ensembles zu sichern und inhaltlich mit gesellschaftlich dienenden sowie sinnstiftenden Funktionen zum Leben zu erwecken. Die Stärkung der Ortskerne, die Vermeidung zusätzlicher Versiegelung und der Rückbau sind weitere Ziele.


Dabei wird besonderer Wert auf die Kooperation und Verständigung gemeinsamer Kriterien zur Beurteilung von Bauvorhaben in den Gemeinden, sowie die Sensibilisierung und Motivation für architektonische Qualität gelegt. Als Akteur:innen werden neben der


Verwaltung , dem BDA auch die Partner:innen wie Bürger:innen, Bauträger, Architekt:innen, Baumeister:innen, sowie Handwerker:innen und Berufsvertretungen genannt.


Um die regionale Wortschöpfung zu stärken soll eine umfassende Zusammenarbeit aller Akteur:innen ermöglicht werden. Vorzugsweise sollen innerorts Standorte und Räume für unterschiedliche Aktivitäten (z.B. Werkstätten, Ateliers,..) geschaffen werden – als mögliche Akteur:innen werden u.a. das Gewerbe und Handwerk genannt.(8.3.2/ S.35)


Das Entwicklungsleitbild der Welterbe-Region Semmering-Schneealpe hat sich als Leitmotiv die „Inwertsetzung“ der Region zum Ziel gesetzt. Eines der 4 strategischen Ziele ist es, die natürlichen und kulturellen Ressourcen der Region nachhaltig in Wert zu setzen.


In der Welterbe-Region Semmering-Schneealpe betrifft dies aus baukultureller Sicht vor allem die Semmeringbahn und den Erhalt ihrer Bauwerke und deren Funktionalität. Der kulturelle Wert dieser bautechnischen Pionierleistung und die Werte des UNESCO Welterbes Semmeringbahn als Alleinstellungsmerkmal, sollen innerhalb und außerhalb der Region vermittelt werden und so das Bewusstsein und die Identität in der Weltwerbe-Region stärken.


„Durch die Wertschätzung dessen, was da ist, entsteht ein neuer Wert“, heißt es unter Pkt.6.4

„Identitätsstiftung“ im Leitbild. Ein weiterer Punkt beschreibt Innovation als Chance, das Bestehende neu darzustellen und so den Beginn eines Wandels, hin zu einer innovativen und lebenswerten Welterbe Region Semmering-Schneealpe einzuleiten (Pkt. 6.3/ S.27).


Vorbild:

Der Werkraum Bregenzerwald5 wurde 1999 zur Förderung von Handwerk und Baukultur gegründet und ist in einem Verein organisiert. Die Ziele des Vereins sind die umfassende Präsentation und Vermittlung der Leistungen seiner Mitglieder, die Förderung von Handwerk und Baukultur, sowie das Arbeiten in Kooperationen. Einerseits stammen bedeutende Vorarlberger Architekt:innen aus dem Bregenzerwald, andererseits ist das Handwerk auch Formbildner und Kulturträger. Parallel zur neuen Architektur Vorarlbergers hat es zu einer unverwechselbaren Handschrift gefunden. Diese Handschrift und die Förderung fachlich gut ausgebildeter Handwerker:innen durch eine Werkraum Schule, Vermittlungsaktivitäten und eine Lehrlingsbörse, sowie innovative Ausbildungskonzepte bilden die Basis für den Werkraum als wichtigen Wirtschaftsfaktor Vorarlbergs.


Ziele des Projektes Handwerk zur Erhaltung der Baukultur sind:

  • Verknüpfung von Weltkulturerbe und tradiertem Handwerk und die damit verbundene Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette und Kreislaufwirtschaft - u.a. auch durch die Vernetzung beider Regionen
  • und Mischnutzungen für das Zusammenwirken von Kleinregionen und Gewerbe zur langfristigen Absicherung der benötigten Grundlagen unter Einbeziehung dafür geeigneter Instrumente der Planung

  • von Gewerbe- und Handwerkerhöfen
  • der Stadt- und Dorfzentren


  • bestehender & Schaffung neuer Arbeitsplätze
  • Vermittlung von Wissen zum tradierten Handwerk, Schaffung von Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten – Fachkräfteentwicklung mit Spezialisierung, Ausbildung von Berater:innen.
  • eines adäquaten Standortumfeldes zur Sicherung bereits ansässiger Betriebe & die Aktivierung von Nachverdichtungspotenzialen
  • Nachfrage auch nach kleinen, Zentren nahen und stadtteilbezogenen, Gewerbeflächen


Kurzfristig

Schaffung von Grundlagen für Projektumsetzung innerhalb eines Jahres mit fächerübergreifender Expertise und Einbindung des Partnernetzwerkes. Als Eigenmittel auf steirischer Seite werden daher informative Dienstleistungen und konstruktive Vernetzungen in Anspruch genommen


Langfristig

Übertragung des Modells auf weitere Regionen zur Lokalisierung von traditionellem Handwerk und dem Potenzial neuer Fertigungstechniken zur Förderung und Entwicklung regionaler Wertschöpfungsketten, sowie dem Erhalt des materiellen und immateriellen Kulturerbes.

Vorhaben/Aktivitäten Umsetzung:

Gemeinsam mit den Stakeholdern und Expert:innen (Administration, Institutionen, Denkmalschutz, Handwerk, Ökonomie, etc.) werden im Rahmen eines partizipativen Prozesses auf der Grundlage der Nachhaltigkeit neue Strategien erarbeitet und Szenarien entwickelt.

Somit wird ein Strukturwandel in der gemeinsamen Welterbe-Region initiiert. Die Potentiale und vorhandenen Ressourcen vor Ort - Gebäudebestand, Potenzialflächen, Handwerk, Demographie - werden zuvor erhoben und analysiert. Im Anschluss werden unter ergänzender Beteiligung eines Partner:innennetzwerkes die Rahmenbedingungen festgelegt.


Eine Machbarkeitsstudie (Phase III) bildet die Grundlage für die Auslobung eines Konzeptverfahrens. Die Erarbeitung des Programmes, der Funktionen und Gestaltung wird unter Berücksichtigung der aus dem Prozess entwickelten Rahmenbedingungen mit einem, dafür geeigneten Vergabeverfahren verknüpft. Baukulturelle Kriterien werden dabei berücksichtigt.


Format:

Grundlagenerhebungen, 2 Workshops (insgesamt 2,5 Tage) mit Stakeholdern & Expert:innenpool zu den Themen Denkmalschutz, Sanierung, Handwerk, Leerstandsmanagement, Sozioökonomie, Ökologie, Wirtschaft und Kulturerbe, 2 moderierte Tage Expert:innenpool + Partner:innennetzwerk.


Bezug zur Entwicklungsstrategie:


LES LEADER-Region NÖ-Süd LE 14-20, 21/22:


Die Projektinhalte sind in allen Aktionsfeldern der LES abgebildet, werden aber dem Aktionsfeld 3 Gemeinwohl Strukturen und Funktionen, Output 4 zugeordnet. Das Regionsbewusstsein ist gefestigt bzw. Output 5: Berufliche Entfaltungsmöglichkeiten für Junge haben sich verbessert. In Zusammenarbeit von Schulen und Wirtschaft entstehen regionale Fachkräftepools.


Im Strategieplan 2021-2025 der Weltkulturerbe Region Semmering-Rax sind folgende Punkte enthalten:

  • & Ausbildungsplätze in den Regionen
  • & regionale Versorgung mit Produkten und Dienstleistungen
  • Wertschöpfungsketten
  • Einnahmen für Gemeinden, Land und Staat
  • Verankerung & Vernetzung,
  • Kultur und Identität
  • Engagement vor Ort
  • und Autonomie
  • & entwicklung


Im Managementplan 2010 und Länderübergreifenden (NÖ- Stmk.) Impulspapier 2018 enthalten:

„Aktionsfeld 2: Output 9: Das rege kulturelle Leben in der Region NÖ-Süd wird laufend erweitert sowie professionell und gemeinsam vermarktet. Der Managementplan zur Welterbestätte Semmering Eisenbahn ist umgesetzt.

Der Managementplan des Welterbes Semmering Eisenbahn von 2008 ist eine wichtige Grundlage für die künftige Entwicklung des Welterbes bzw. der Welterbe Regionen auf niederösterreichischer wie steirischer Seite.

Laut LEADER-Strategie gilt es einen Masterplan zu erarbeiten, der Verbindlichkeiten schafft und auch die Rolle des/der Welterbemanager/in klar beschreibt. Gegenständliches Impulspapier ist dazu eine wesentliche Vorstufe, die diese Verbindlichkeiten in der Region definieren und deren Bekenntnis zum Welterbe unterstreichen soll.“